Chronik Vorderberg

Vorderberg ist ein schattseitig unter den 2052 m hohen Oisternig südlich der Gail gelegenes Dorf und wie viele Orte des Tales, auf dem Schwemmkegel eines Wildbaches erbaut. Letzterer und die Straße über dem Dorfplatz zur Pfarrkirche teilen das Dorf in ungefähr gleich große Viertel. Unmittelbar neben dem Austritts des Vorderberger Wildbachs aus der engen Klamm, steht die Wallfahrtskirche „Maria im Graben“ als höchster Punkt mit 595 m Seehöhe. Der tiefste Punkt der Ortschaft liegt bei 558 m über dem Meer. Urkundlich wird Vorderberg erstmals 1205 nach Christus als „Vorderberch“ erwähnt, jedoch dürften schon vor dem Jahr 900 Bauern auf dem Vorderberger Schwemmkegel gesiedelt haben. Die Burg, oberhalb der Kirche „Maria im Graben“, dürfte von den aus Schwaben eingewanderten Rittern von Starkhand erbaut worden sein, nach denen auch der Berg Starhand (1965 m) wahrscheinlich seinen Namen hat.Der Name „Starhand“ ist eine der ältesten Bergbezeichnungen Kärntens und war schon 1100 nach Christus bekannt. 1478 n.C. plünderten die Türken nachweislich das Dorf und schändeten die Grabenkirche. In dieser Zeit dürften die Menschen zeitweise wohl auf die jetzt aufgeforsteten „Raunawiesen“ geflüchtet sein. 

1450   In etwa, wurde die spätgotische Wallfahrtskirche „Maria im Graben“ errichtet
1810   Verschotterte der Bach den Dorfplatz
1837   Brach der Bach aus und setzte Kirche und Pfarrhof unter Wasser
1845   Schlug der Blitz in das Haus Nr. 14 vlg. Pippbauer ein, durch das entstandene Feuer brannten 14 bis 16 Höfe nieder
1875   In der Nacht von 17. auf den 18. September standen 22 Häuser samt den Wirtschaftsgebäuden in Flammen
1887   Lag auf den Gebirgen und Alpen 3 bis 5 m hoch Schnee
1903   Zerstörte die hochgehende Gail den Großteil der Schutzbauten und ergoss sich bis in die Häuser des Unterdorfes
1914   Am 3. September brach am Heuboden des Hauses Nr. 17 vlg. Osdöll ein Brand aus, 26 Häuser samt Wirtschaftsgebäuden wurden eingeäschert
1917   Im Oktober regnete es lange und ergibig, die in Vorderberg übergelaufene Gail reicht schon über das Steßl-Haus hinaus
1926   Am 22. Oktober stieg die Gail so rasch das es erneut Hochwasser gab
1930   Am 15. Juni konnte das Denkmal für die Gefallenen des Weltkrieges feierlich enthüllt werden
1951   Schwemmt die Gail 18 Holzbrücken und über Nacht 1000 fm Holz fort
1963   Am 16. November kam starker Wind auf, der auf der „Debernitzen“ und am „Starhand“ etwa 60 000 fm Nutzholz niederwarf
1965   Vernichtete die Gail soviel Futter, dass Vieh verkauft werden musste
1966   Im Juni trat der Bach aus seinem Gerinne und überschwemmte den Dorfplatz
2003   Am 29. August trat der Bach über seinen Damm und verwüstete große Teile von Vorderberg. Die Aufräumungsarbeiten dauerten monatelang

Brandkatastrophe 1914
Kriegerdenkmal 1930
Hochwasser 1966

Vorderberg, der größte geschlossene verbaute Ort der Gemeinde, zeigt trotzdem keine Enge. Der Dorfplatz wird von gepflegten Häusern und einer massigen Ortsburg eingefasst. Ohne starken Durchzugsverkehr, durch gut ausgebaute Straßen heute jedoch nicht mehr abseits gelegen, bietet Vorderberg eine besonders gute Lebensqualität. Es ist ein hübscher, ruhiger Ort mit freundlichem Erscheinungsbild, das verdient erhalten zu bleiben

Gemeinde Vorderberg (1850 - 1973)

seit 1850 waren in der Gemeinde Vorderberg folgende Bürgermeister im Amt:

1850 – 1858   Vinzenz Millonig, Vorderberg 16
1858 – 1870   Johann Millonigg, Vorderberg 40
1870 – 1873   Thomas Gugg, Vorderberg 26
1873 – 1876   Anton Pipp, Vorderberg 8
1876 – 1882   Thomas Kröpfl, Vorderberg 31
1882 – 1888   Anton Pipp, Vorderberg 8
1888 – 1894   Lukas Kröpfl, Vorderberg 31
1894 – 1903   Bartlmä Millonigg, Vorderberg 40
1903 – 1909   Lukas Kröpfl, Vorderberg 31
1909 – 1911   Valentin Pipp, Vorderberg 8

1911 – 1920   Bartlmä Millonigg, Vorderberg 40
1920 – 1924   Valentin Pipp, Vorderberg 8
1924 – 1938   Hans Kröpfl, Vorderberg 31
1938 – 1944   Anton Millonig, Vorderberg 16
1944 – 1945   Valentin Pipp, Vorderberg 8
1945 – 1946   Hans Kröpfl, Vorderberg 3
1946 – 1950   Alois Limpl, Vorderberg 47
1950 – 1958   Josef Millonigg, Vorderberg 55
1958 – 1961   Ludwig Kröpfl, Vorderberg 31
1961 – 1972   Hans Schumi, Vorderberg 52

Bgm. Hans Schumi

Hans Schumi war der letzte Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Vorderberg (1961-1972), sowie der Gemeinde St. Stefan bis 1983. Von 1965-1983 war er zudem auch Abgeordneter des Kärntner Landtag, wobei er ab 1975 das Amt des 2. Landtagspräsidenten innehatte. Von 1983-1988 war Schumi unter Landeshauptmann Leopold Wagner Mitglied der Kärntner Landesregierung als Landesrat für Land und Forstwirtschaft, landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei.

Bgm. Ronny Rull

Aktueller Bürgermeister der Gemeinde St. Stefan ist der Vorderberger Ronny Rull. Er leitet die Gemeinde seit seiner Angeloben am 6.11.2017.

Almen von Vorderberg

Dolinza Alm (1460m)

Die herrlich gelegene Dolinza Alm befindet sich zwischen Starhand und Oisternig auf 1460 m Seehöhe. Auf dieser Alm in den karnischen Alpen hat man eien wunderschönen Blick auf die Bergwelt. Die Dolinza Alm ist ca. 9 km von Vorderberg entfernt und mit dem Auto bequem zu erreichen. Viele Hüttenbesitzer vermieten ihre Almhütten auch an Gäste. Die ortsansässigen Bauern nutzen während der Sommermonate die Almfläche als Weidegebiet für ihre Pferde.

Werbutz Alm (1450m)

Die wunderschön gelegene und von Vorderberg aus sichtbare Werbutz Alm befindet sich auf ca. 1450 m Seehöhe. Sie ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Mountainbiker und ist etwa 6 km (20 Autominuten) von Vorderberg entfernt. Von der Werbutz Alm hat man ein traumhaft schönes Panoramabild auf Vorderberg und das gesamte Gailtal. Man kommt von der Werbutz Alm auf den Oisternig, die Dolinza Alm und die Feistritzer Alm. Die Landwirte nutzen diese Alm auch als Weidefläche für ihr Vieh.

Koutschitz Alm (1100m)

Die Koutschitz Alm liegt auf ca. 1100 m und ist ein beliebtes Ziel für Mountainbiker und Wanderer. Auf der asphaltierten Straße kann man die Alm auch bequem mit dem Auto erreichen. 

Oisternig (2052m)

Der Oisternig ist der östlichste Zweitausender der Karnischen Alpen. Der Hausberg von Vorderberg ist 2052 m hoch und ist ein beliebtes Wanderziel. Man kann den Oisternig von drei Seiten erreichen, über die Werbutz Alm, die Dolinza Alm oder über die Feistritzer Alm. Alle drei Almen sind mit dem Auto bequem zu erreichen. Der Oisternig bietet eine tolle Rundumsicht in alle vier Himmelsrichtungen, von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Die Tour von den Almen aus ist kurz und stellt keine großen Ansprüche an Wanderer.

Starhand (1965m)

Der Starhand, der zweite Hausberg der Vorderberger, ist 1965 m hoch und über die Dolinza Alm leicht zu erreichen. Auch er stellt für Wanderer und Naturliebhaber keine große Herausforderung dar. Auf dem Gipfel angekommen hat man auch auf den Starhand eine wunderbare Rundumsicht. Wenn man nördlich ins Tal schaut, kann man den Pressegger See und dessen Umgebung wunderbar einsehen. Auch der Karnische Höhenweg führt unmittelbar am Starhand vorbei.

Kirchen in Vorderberg

Kirche Maria im Graben

Die Filial- und Wallfahrtskirche „Unsere liebe Frau im Graben“ (Maria im Graben) ist sicherlich älter als die Pfarrkirche. Der Ortsname „Vorderberch“ wird urkundlich 1205 erstmalig erwähnt. Die ansehnliche Filialkirche „Maria im Graben“ ist am Fuße der Vorderberger Klamm gelegen. Das Langhaus aus dem 15 Jh. und die geschlossene Vorhalle bilden einen einzigen Baukörper. Südseitig ist ein schmaler überdachter Zugang zur Vorhalle angebaut. Der ganze Turmkörper weist reichhaltige Dekormalereien auf, die sicherlich ein Unikat sind. Die Filialkirche „Maria im Graben“ ist ein bekannter Wallfahrtsort und wird am 15. August, zu „Maria Himmelfahrt“, aufgesucht. Die spätgotische Malerei im Chorgewölbe ist fast im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Die Einrichtung der Kirche besteht aus einem Hochaltar aus dem 3. Viertel des 17. Jh., der sich aus einem dreiachsigen Aufbau mit vorgeblendeten Säulen und gesprengtem Giebelwerk zusammensetzt. Der Margaretenaltar an der nördlichen Langhauswand dürfte um 1670 errichtet worden sein. Eine der Kirchenglocken trägt die Jahreszahl 1548 und ist somit eine der ältesten im Tal.   

Kirche Peter und Paul

Die Pfarrkirche Vorderberg, Patron ist der hl. Petrus, steht mitten im Ort. In den Reisetagebücher von Santonio, der mit dem Bischof von Caorle, im Jahre 1485 in Vorderberg weilte wir die jetzige Pfarrkirche noch nicht erwähnt, sie dürfte erst 1493 oder 1498 geweiht worden sein. Dieses Gotteshaus ist ein spätgotischer gedrungener Langbau mit einen mächtigen Turm aus dem 15. Jh., der wahrscheinlich früher als Signal- Wachturm Verwendung fand. Veränderungen im Langhaus erfolgten im Barock. Renovierungen wurden im 19. und 20 Jh. des öfteren vorgenommen. Die Deckenmalerei im Chorgewölbe wurde Ende des 16 Jh. angefertigt. Die Einrichtung besteht aus dem Hauptaltar, der Anfang 18 Jh. errichtet wurde. Weiters hat die Kirche 2 Seitenaltäre, entstanden um 1700.   

Brauchtum

Brauchtum wird in Vorderberg großgeschrieben, die Burschenschaft Vorderberg bemüht sich jedes Jahr auf´s neue, dass uns die verschiedenen Bräuche erhalten bleiben. Bei uns in Vorderberg gibt es das Königsingen, Kirchtag, Sperr-Halten sowie das Kabasetreiben und die Sonnwendfeier.

Kufenstechen

Das Kufenstechen wird meist auf einen geraden Weg oder einer Straße ausgeführt, wo sich in der Mitte davon ein Ca. 3 m hoher Pfahl befindet der im Boden eingerammt ist. An der Spitze des Pfahles wird dann die Kufe aufgesetzt. Die Kufe ist ein Fass von ca. 50 cm Höhe und 30 – 40 cm Durchmesser. Das Spektakel beginnt. Die Kirchtagssänger stimmen ein Lied an, währenddessen machen sich die Reiter bereit. Das Lied ist zu Ende, die Musikkapelle spielt auf und die Reiter beginnen mit ihren Pferden zu galoppieren. Im Zuge des vorbei Reitens beim Pfahl, schlagen die Burschen mit ihren schweren Eisenkeulen auf die Kufe. Da aber diese sehr standhaft ist, muss dieser Vorgang des öfteren wiederholt werden. So wechseln sich die Sänger mit der Musik und den Reitern immer ab. Zu Ende ist dieses „Turnier“ erst wenn einer der Reiter es geschafft hat die Kufe herunterzuschlagen. Derjenige ist schließlich auch der Sieger und erhält den Siegeskranz, welcher von der „Kranzlbraut“ zum Pfahl gebracht wird, um ihn den sogenannten Schiedsrichter zu überreichen. Für den SIeger ist aber auch dies keine leichte Aufgabe, denn der „Kranzlhalter“ lässt diesen mindestens zwei mal vergebens danach greifen, bis er ihn endlich den Auserwählten zukommen lässt.

Lindentanz

Der Gewinner führt verständlicherweise die „Kranzlbraut“ als erster zum Tanz, ihm folgen die anderen beteiligten Paare, die sich alle in Doppelreihen sternförmig aufstellen. Während die Sänger und auch die Burschen das traditionelle Lindentanzlied anstimmen, schreiten die Tanzpaare im Kreis. Nach der ersten Strophe, welche in allen Ortschaften gleich gesungen wird, setzt die Musik ein und die Paare beginnen zu tanzen. Dies wird einige male wiederholt, wobei sich Gesang-, Schreiten-, Musik und Tanz strophenweiße abwechseln, bis die rituellen Gesänge zu Ende gebracht sind. Gleich darauf folgt eine flotte Polka, wo die Tanzpaare ihr Können beweisen können. Ein Marsch begleitet dann die „Kirchtagsleut“ in das nahe liegende Gasthaus oder auf ein freies Festgelände, wo noch ordentlich bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, getanzt und gesungen wird.